Der alte evangelische Friedhof

 
     Grabstein der Papiermacher Fues

Im Jahr 1610 wurde den lutherischen und reformierten Gemeinden in Mülheim das öffentliche Exercitium gewährt. Dies beinhaltete auch die Einrichtung eines Friedhofs. Während die lutherische Gemeinde in alter Tradition einen Kirchhof neben der neu erbauten Kirche anlegte (in der heutigen Kirchturmstrasse), wählte die reformierte Gemeinde einen Bergräbnisplatz weit ausserhalb der alten Wallanlagen, direkt hinter den neuen Befestigungsanlagen. Sie finden ihn Ecke Montanusstrasse / Berg.Gladbacherstrasse.

Der Friedhof, der seit 1610 bis heute ohne Unterbrechung genutzt wurde, ist doppelt so alt wie Melaten. Wie der andere historische evangelische Friedhof, der „Geusenfriedhof“ am Weyertal, ist er ein Bilderbuch der wechselvollen Geschichte der Evangelischen in Mülheim am Rhein, seit 1914 Köln-Mülheim.

Die im PDF-Format angefügte Broschüre bietet einen Rundgang. Sie kann in gedruckter Form auch im Gemeindeamt und beim Friedhofsgärtner erworben werden.

zur Broschüre…

Führungen auf dem Friedhof werden durchgeführt von Pfarrer i.R. Dietrich Grütjen. (s. Kontakt)

Die nächste Führung findet am Sonntag, 8.9.2024 im Rahmen des bundesweiten Tages des offenen Denkmals statt.

Dabei geht es um die Geschichte des Friedhofs seit 1610 sowie um ausgewählte historische Grabmäler aus der Evangelischen Gemeinde Mülheim und die Entwicklung der Begräbniskultur bis in die Gegenwart.

Der Evang. Friedhof Köln-Mülheim wurde im Jahr 1986 in die Denkmalliste eingetragen – begründet mit seiner kunst- und ortsgeschichtlichen Bedeutung.

 Kürzlich erst entdeckt…

Vor einigen Jahren wurde beim Aushub eines alten Grabes diese Marmorurne entdeckt. Sie befindet sich jetzt auf einem Sockel in der Friedhofskapelle.

Eine Krematoriumsmarke führte zum Krematorium von Mainz, wo die Personenangaben des Verstorbenen festgehalten waren:

ERNST PAGENSTECHER

In Mainz gab es seit 1903 ein Krematorium, nachdem 1878 das erste deutsche Krematorium in Gotha erbaut wurde. In Köln dauerte es bis 1937, dass eine Feuerbestattung möglich war.

Das lag an der Ablehnung der Kirchen. Wobei die evangelische Kirche ihren Widerstand im frühen 20. Jahrhundert aufgab, währen die katholische Kirche bis 1964 die Feuerbestattung verbot.

Die orthodoxen Kirchen, das Judentum sowie der Islam lehnen bis heute eine Verbrennung ab.

Auf diesem Friedhof haben in den letzten Jahrzehnten die Urnen erheblich zugenommen. Jährlich finden ca. 200 Urnenbeisetzungen statt, sodass heute ungefähr 90% der Gräber Urnengräber sind.

Ernst Pagenstecher war ein sehr früher Befürworter dieser Bestattungsform. Dabei mag auch eine Rolle gespielt haben, dass seine Firme Schamottsteine und industrielle Verbrennungsöfen herstellte.

Wahrscheinlich war seine Urne die Erste, die auf diesem Friedhof beigesetzt wurde.

Wer Ernst Pagenstecher war, zeigen die folgenden Dokumente (etwa aus dem Stadtarchiv Warendorf)

Portrait Ernst Pagenstecher

Nachruf von 1913 aus der Tonindustrie-Zeitung

Auszug aus dem Sterberegister der Evang. Kirchengemeinde Köln-Mülheim

Lebenslauf des Unternehmers Ernst Pagenstecher

 

Nachfolgend sind Informationen zu einzelnen Themen zusammengestellt:

Auf einem >>LAGEPLAN<< können durch Anklicken der jeweiligen Grabnummern Informationen in Text und Bild angesehen werden.

Das Eingangsportal zum evangelischen Friedhof

von links nach rechts: Pfarrer Johann Gustav Burgmann (1744-1795), Pfarrer Carl Friedrich Noell (1797-1886), Christoph Andreae, Fabrikant (1735-1804), Eduard Rhodius, Fabrikant (1826-1910)

Evang. Friedenskirche, 1945